Hier kommen Menschen zu Wort, die sich sexuell zu Kindern und/oder frühpubertären Jugendlichen hingezogen fühlen. Sämtliche Zitate stammen von Menschen, die eine Therapie im Präventionsnetzwerk „Kein Täter werden“ absolviert haben oder sich zum Zeitpunkt der Interviews in Therapie befanden. Sie sprechen über ihre Erfahrungen und geben weiter, wie sie lernen bzw. gelernt haben, mit ihrer sexuellen Präferenz und ihren Fantasien zu leben.
Ralph, 38, Regisseur
Mit 15 oder 16 habe ich gemerkt, dass ich mich Jüngeren zugewandt fühle – ein eigenartiges Gefühl, weil man normalerweise eher die Gleichaltrigen interessant finden sollte. Zu dem Zeitpunkt fand ich aber die zehn- oder zwölfjährigen Mädchen interessanter. In dem Alter mit 15 ist das ja noch okay, aber ich fand es komisch. Dann habe ich es verdrängt. Als es mit 18 oder 19 immer noch so war, dass Jüngere für mich interessanter waren, habe ich angefangen, mir ernsthaft Gedanken zu machen. Bis Mitte 20 hatte ich immer das Gefühl, okay, das kriege ich schon irgendwie in den Griff.
Manuel, 33, Informatiker
Als sich meine Freunde, im Gegensatz zu mir, für gleichaltrige Mädchen interessiert haben, wurde mir klar, dass ich anders bin, konnte es aber noch nicht richtig einordnen. Mitteilen konnte ich mich niemandem, die Angst davor war einfach zu groß. So habe ich mich immer versteckt und bin unangenehmen Fragen ausgewichen.
Alex, 24, Student
Es war irritierend, und ich fühlte mich nicht ganz normal, habe das aber immer zur Seite gedrängt und dachte, das ist vielleicht nur so eine Phase, die ich durchlebe und dass sich das später noch mal ändern wird.
Paul, 60, Verkäufer
Das erste Mal habe ich ungefähr im Alter von 24 Jahren gemerkt, dass ich mich sexuell zu Kindern hingezogen fühle. Das war ein Sommertag. Ich hatte meine erste eigene Wohnung und habe aus dem Fenster gesehen. Da liefen leicht bekleidete Mädchen vorbei, wie es im Sommer so ist. Und da habe ich das erste Mal gemerkt, dass ich mich stark zu ihnen hingezogen gefühlt habe.
Ralph, 38, Regisseur
Als ich 25 war, in dem Dreh, habe ich gemerkt, dass es doch irgendwie ein Problem ist. Ich hätte nicht gedacht, dass es so schlimm ist, habe gedacht, das geht bestimmt wieder weg, aber im Endeffekt wurde der Gedanke immer schlimmer. Dann fing es auch an, dass ich mir Material aus dem Internet besorgt habe, weil es einen Ausgleich geben musste. Ich wusste genau, dass ich mich nicht an Kinder wenden kann, das war mir immer klar. Es ist allerdings schwer umzusetzen, weil es immer ein Gefühl ist, was in mir drin steckt, ganz normale Gefühle der Liebe oder Geborgenheit, sich jemand zugewandt fühlen, und das ist immer ein Problem.
Stefan, 36, Tontechniker
Zuerst wollte ich es nicht wahr haben, verdrängte die Gefühle, unterdrückte das Verlangen. Später begann ich mich immer mehr aus dem sozialen Leben zurückzuziehen. Ich vernachlässigte Freundschaften, Familie und Kollegen, aus Angst, dass meine sexuelle Präferenz entdeckt werden könnte, aber auch aus Scham und wachsendem Minderwertigkeitsgefühl gegenüber den Menschen, die mich als ihren Freund und Partner wertschätzten. Ich redete mir ein, ich verdiene ihre Zuneigung und Freundschaft nicht.
Sven, 45, Lehrer
Schon in der Schule haben mich Mädchen interessiert, die wesentlich jünger waren als ich, und schon da habe ich gemerkt, dass andere das zum Teil komisch fanden. Ich habe mir noch wenig dabei gedacht, dass ich als 18-jähriger eine 14-jährige süß und attraktiv fand. Dennoch habe ich wohl da schon angefangen, nicht mehr darüber zu reden. Im Studium habe ich dann zum ersten Mal in einem Chat-Room einen Kontakt zu einer Chat-Partnerin gehabt, die sich selber als 14-jährig beschrieb. Ich wusste sofort, dass ich hier etwas Verbotenes getan hatte und ich von diesem Verbotenen mehr will. Es war in dieser Zeit, dass ich erstmals einem Psychologen davon berichtete in der Hoffnung, einen Weg zu finden, damit klar zu kommen. Leider fühlte ich mich bei den Gesprächen unverstanden und behalf mir deshalb damit, mir selbst solche Kontakte in Zukunft zu untersagen. Allerdings gelang das nicht auf Dauer.
Moritz, 58, Orchestermusiker
Trotz vieler Anzeichen wollte ich mir fast bis zum 40. Geburtstag nicht eingestehen, „pädophil“ zu sein. Ich sagte allen, „noch nicht die Richtige gefunden zu haben“, „viele Enttäuschungen“ usw. Ich hatte durch das Unterrichten meines Instruments immer viel mit Kindern zu tun und habe dieses Vertrauen nie missbraucht. Aber umso lebhafter waren meine Fantasien. Durch einen dummen Zufall wurde meine sexuelle Präferenz bekannt und führte sogar zum Verlust meines Arbeitsplatzes.
Bernhard, 44, Berater
Wirklich klar wurde es mir, als ich in kürzeren Abständen regelmäßig Kinderpornografie konsumiert habe und dem Bedürfnis nicht widerstehen konnte. Es war einerseits sehr erregend dieses Material zu sehen und gleichzeitig war ich voller Angst, weil ich dachte, dass man mich jederzeit erwischen kann. Da war dann auch immer die Unsicherheit, jederzeit rückfällig werden zu können. Und die Angst davor, dafür im Gefängnis zu landen, soziale Kontakte zu verlieren, ausgestoßen zu sein.
Sven, 45, Lehrer
Während meiner Arbeit als Lehrer wurde es immer schlimmer. Ich hatte regelmäßig sexuelle Fantasien, in denen meine Schülerinnen vorkamen und konnte mit niemandem darüber reden. Auch meiner Frau verschwieg ich meine Vorlieben und ihre Vorhaltungen, mein Kontakt zu den Schülern sei nicht distanziert genug, dementierte ich heftig. Immer wieder zog es mich in Chat-Rooms und immer mehr kam das Verlangen, einer Schülerin näher zu kommen und diesen Drang zu befriedigen.
Christian, 43, Beamter
Das ist so ein Kreislauf: Es fehlt einem was, man fühlt sich schlecht, fühlt sich wertlos, und dann sucht man sich sein Ventil, obwohl man weiß, danach geht es einem noch schlechter. Wenn man sich diese Bilder im Internet ansieht, kommt irgendwann das schlechte Gewissen. Irgendwann ist man wieder raus aus der Situation, wo die Lust stärker ist als der Verstand, und dann realisiert man es, und dann geht es einem noch schlechter. Und man denkt, wenn du Pech hast, steht gleich die Polizei vor der Tür. Dann löscht man den Computer. Dann sucht man sich Ersatzbefriedigung in Form von Kinderpornografie oder auch mit Prostituierten. Man sucht sich so schlanke junge Prostituierte, die dem Kind-Schema entsprechen, die sucht man sich ganz bewusst. Und dann kommt man wieder nach Hause und denkt sich: Mist, ich habe richtige Scheiße gebaut!